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Kannst "tirolerisch"?

Tirolerisch für Anfänger
© Christina Schwemberger

 

Wenn du zum ersten Mal nach Tirol kommst, ein paar dieser Tiroler Dialektwörter kennst und vielleicht sogar richtig aussprechen kannst, erleichtert das nicht nur die Kommunikation, sondern macht so manch stures Tiroler Herz butterweich. 

BEGRÜSSUNG AUF TIROLERISCH
In Tirol ist man generell schnell per „du“.


Grias-di, Griaß-enk, Griaß-eich = Grüße dich, Grüße euch
Pfiat-di, Pfiat-enk, Pfiat-eich = Auf Wiedersehen

Hier werden wir immer internationaler. Auch „Hallo“ und „Hi“ zur Begrüßung werden immer mehr verwendet. „Ciao“ und das im Stillen verpönte „Tschüss“ kommen häufig in städtischen Gebieten vor. In Geschäften und Restaurants wird man meist in der Höflichkeitsform angesprochen.

Grüß Gott = Guten Tag
Wiederschaugn = Auf Wiedersehen


WEGERKLÄRUNG AUF TIROLERISCH

Ich gebe zu, als Ungeübter erfordert das sicherlich einiges an Konzentration, um nicht die Orientierung zu verlieren, die man ja bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gefunden hat.

aui, auffi = hinauf
umi = hinüber
außi = hinaus
oi, ochi = hinunter
arschlings = rückwärts
grodaus = gerade aus
entn = drüben
Bichl = Hügel. Kann für einen Flachländer bereits so hoch wie ein Berg aussehen, deshalb manchmal nicht auf den ersten Blick erkennbar, welchen Weg man nun nehmen soll. Denn Berge sind ja praktisch überall.

 

KULINARIK AUF TIROLERISCH

Obwohl schon lange internationale Speisen fast überall in Tirol angeboten werden, sollte man die Tiroler Hausmannskost einmal probiert haben.

Kaasspatzln = typisch, kleine Teigklösschen mit würzigem Käse und gerösteten Zwiebeln
Greaschtl, Gröstl = ebenfalls typisch, geröstete Kartoffel mit Zwiebel und Selchfleischstücken
Kaaspressknedl = sehr lecker, zusammengepresste Brotklöße mit Zwiebel und Käse, in der Pfanne kurz abgebraten, in kräftiger Fleischsuppe oder mit Sauerkraut serviert
Fleischkaas = Leberkäse
Graukaas = magerer Rohkäse, der entweder topfig oder speckig ist – obwohl eine echte Spezialität, nicht jedermanns Sache! Man liebt ihn oder mag ihn gar nicht.
Schwammerlen = Pilze, meist sind Pfifferlinge damit gemeint, sogenannte „Eierschwammerln
Muas = Brei
Goggelen = Eier
Weggn = Brot
Oranschn = Apfelsine
Melanzani = Auberginen
Marilln = Aprikosen
Verlängata = nichts Unmoralisches, sondern nur eine Tasse Kaffee, dem Filterkaffee ähnlich
Zol’n bitte! = Die Rechnung bitte!
Hots gschmeckt? = War das Essen zur Zufriedenheit?
Mogsch a Schnapsal? = Gemeint ist ein echter „Selberbrennta“, ein selbstgebrannter Schnaps höchster Güte. Meistens jedenfalls. Dieses freundliche Angebot sollte man annehmen. Extrem völkerverbindend.
botzn = kleckern, Botzerei = Kleckerei am Tisch

 

FLIRTEN UND FEIERN AUF TIROLERISCH…

Besonders bei volkstümlichen Tanz-Festen, sogenannten Zeltfesten, gut zu wissen.
Denn hier wird höchst selten Hochdeutsch gesprochen.
Eigentlich nie.

Fesches Madl, Diandl = hübsche Frau, hübsches Mädchen
Fescher Bua = schöner Mann
Wia hoaschn du? = Verrätst du mir deinen Namen?
Mogsch wos trinkn? = Was darf ich dir zu Trinken bestellen?
Woher kimmschn du? = Du bist nicht von hier?
Mogsch di herhockn? = Bei mir ist noch ein Platz frei.
Du gfolsch ma! = Du gefällst mir.
I mog di. = Ich mag dich.
A Hetz machen = Spaß haben
hetzig = lustig
losnen = zuhören
trotschn = quatschen
terisch = schwerhörig. Beispiel: „I wear terisch“ – Ich verstehe kein Wort (kommt vor, wenn die (Blas-)Musik die Unterhaltung übertönt)
tamisch sein = durch den Wind sein, auch für „schwindlig“ (kann bei heftigen Umdrehungen beim Tiroler Polka-Tanzen vorkommen)
rauschig sein = leicht alkoholisiert sein, mit einem Damenschwips vergleichbar
Weiss-Sauer, Rot-Sauer = Weissweinschorle, Rotweinschorle
Kracherl = dem „Almdudler“ ähnlich, beides ist süße, alkoholfreie Kräuterlimonade
Zschigg = Zigaretten (Achtung: In vielen Tiroler Lokalen ist Rauchverbot, auch bei den Zeltfesten im Innenbereich)

Warnung! Fallen folgende Wörter bei ernstem Gesicht, dann war man(n) vielleicht etwas zu stürmisch beim Flirten und sollte lieber das Weite suchen: „Watschn“ oder „Fotzn“ sind Ausdrücke für „Ohrfeige“. „I schmier da oane“ ist ebenfalls als indiskutable Ablehnung zu verstehen und hat absolut nichts mit dem Bestreichen eines Butterbrotes zu tun… Zum Glück sind die Tiroler Madln generell freundlich, gesellig und wenn man sich normal benimmt, hat man nichts zu befürchten.


KLEINE UNPÄSSLICHKEITEN AUF TIROLERISCH…
Für die kleinen Notfälle ist es besonders wichtig, wenn man sofort weiß, um was es geht.
Keine Angst, das funktioniert selbstverständlich auch auf hochdeutsch.
Trotzdem vielleicht interessant, wie wir Einheimischen so manches betiteln.

Dokta = Arzt
Apoteggn = Apotheke
Binggl = Beule
Buggl = Rücken
Wea = Schmerzen
Mir isch letz = ich verspüre Übelkeit
Speiberei = äußerst unangenehme Magengrippe
Haxn = Beine
Zeachn = Zehen
Goschn = Gesicht
Zennt = Zähne
Gnagg = Nacken
magiern = eine Krankheit vortäuschen
Heisl = Toilette, keine Tiroler Hütte!
Plumpsklo = Der Vorgänger vom Heisl. Das heißt, ohne Wasserspülung. Meist mit dekorativen ausgeschnittenem Herz an der Holztür. Gibt es kaum mehr, höchstens bei einigen alten Berghütten.
gschleinen = beeilen (vielleicht in Zusammenhang mit dem „Heisl“ interessant)

 

NATURERLEBNIS AUF TIROLERISCH…

Unterwegs in der Natur können einem diese Begriffe immer wieder unterkommen.

Tschurtschn = (Tannen)Zapfen
Viecher = Tiere
Murmele = Murmeltier
Goas = Ziege
Anten = Enten
Baam = Baum
Oachkatzlschwoaf = Schweif des Eichhorns (Beliebter Test, um nicht zu sagen Spiel, von uns Einheimischen. Wer als Nicht-Tiroler dieses Wort akzent- und fehlerfrei aussprechen kann, dem ist unsere tiefste Anerkennung gewiss.)

 

ANDERE TYPISCHE WÖRTER UND SÄTZE…

Immer gut zu wissen, um Verständis-Problemen vorzubeugen.

Isch des bärig!“ = Hat weder etwas mit Bären noch mit Beeren zu tun. Es ist ein Ausdruck der Begeisterung, international bekannt durch den Tiroler Schlagerstar und Hausfrauenliebling Hansi Hinterseer  und bedeutet „Das ist ja toll!“. Es haben sich auch schon fremde Wörter wie „geil“ und „cool“ etabliert, die Tiroler Jugend verstärkt diese Ausdrücke oft noch mit „volle“, z.B. „volle cool“
Mei schian!“ = Wie schön ist das denn!
Na schiach!“ = Ausruf, wenn etwas als besonders hässlich oder grausig wahrgenommen wird. Auch „zach“ für„arg
ge! = „Das glaub ich nicht“ Steigerungsform, mit bedauernder Betonung: „ma ge hey!
ge? = am Ende einer Behauptung und bedeutet: „stimmt’s?“
ha? = „wie bitte, hab dich nicht verstanden“?
= auch
amol = einmal,
decht, dechtasch = doch
eh = sowieso, ja sicher
epper = jemand
es = ihr
lei = nur
woll = doch
nimma = nicht mehr
nocha, nochand = später, nachher
olm = immer, stets
ondersch = anders

 

 

Bapnschlossa
Zillertalerisch für Zahnarzt, „Bapn“ der Mund. „Schlossa“ der Schlosser.

 

bearig
Nicht erst seit Hansi Hinterseers Popularität beliebter Ausdruck für „toll“, „lässig“, „schön“. Hat nichts mit Bären zu tun. Habe jedenfalls keinen Hinweis darauf gefunden.

 

Bissgurn
Böse Frau, immer und überall. Ein Wesenszug sozusagen.

 

Derwischaletz, Fangalex
Beliebtes Fangenspiel der Kinder, ohne viel Aufwand und eigentlich überall machbar. In Einkaufszentren bringen gelangweilte Kinder ihre Mütter damit dazu, den Einkauf abzubrechen.

 

Dschugglad
Schokolade. Nicht nur Speck und Käse sind in Tirol beliebt. Nein, auch süß sind sie, die Tiroler.

 

Dozn
Zu klein geratener Mensch. Auch „Greggiler“ .

 

Fackalar
Das ist nicht nur ein Mensch, der unschön anzusehen ist, weil er äußerst ungepflegt ist. Ein Mensch mit dieser Bezeichnung erzählt auch gerne schmutzige Witze, die so weit unter der Gürtellinie zu Hause sind, dass sie nur Ekel anstatt Gelächter ernten.

 

Fetzn
Die schlechteste Note in der Schule. Oder ein anständiger Alkoholrausch (in Ötztal auch „Dullar“ genannt)

 

Fotzhobl
Anderes Wort für Mundharmonika, wörtlich übersetzt mit „Gesichtshobel“.

 

gneatig, oalig
Wer es gneatig hat, hat es eilig. Und ist nur noch oalig (eilig) unterwegs. Etwas stressig.

 

gschdirscht
Universalwort der Tiroler Unterländer für alles, was schön ist. Ein „Diandl“, eine (junge) Frau, ist eigentlich immer „gschdirscht“. Genauso wie Kinder, Tierbabys usw.

 

gfierig
Sagt der Tiroler immer dann, wenn etwas leicht von der Hand geht. Praktisch wie von selbst.

 

Glufn = Sicherheitsnadel
 

Hardigatti!
Ausruf der Ungeduld, wenn etwas überhaupt nicht gelingen will. Auch „Harrgottzeitn

 

Kearlecka
Kann schon mal auftreten – vorwiegend nach heißen Küssen (mit Fremden) oder weitaus weniger romantisch – wenn man sich vor etwas ziemlich ekelt: Die Fieberblase.

 

Kuchakaschtla
Was wie mexikanisches Ungeziefer klingt, ist ganz einfach das Oberländer Wort für „Küchenkasten“ Die „Kredenz“ (Stubaital) ist eine Kombination aus Küchenkasten und Regal.

 

Kuselen, Notsch, Fok, Foknstoll
Kühe, Ferkel, Sau, Schweinestall. Ganz simpel.

 

Loamsieder
Man hüte sich vor solchen Zeitgenossen. Die sind sowas von langsam und langweilig. Gähn!

 

Lota, Weibetz
Sollte man wissen, denn es könnte auf WC-Türen in traditionsbewussten Almhütten stehen. Bezeichnungen für Mann und Frau.

 

Lugntschippl
Person, der man einfach nicht glauben kann, weil sie immer und überall die Unwahrheit spricht. Zumindest geht man von vorhinein davon aus, weil sie schon mehrmals der Lüge überführt wurde. Oder ihre Geschichten einfach unglaubhaft klingen.

 

Oachkatzlschwoaf
Diese Bezeichnung für den Schweif eines Eichhörnchens ist international bekannt, weil dieses Wort immer wieder als inoffizieller Aussprachetest für Touristen genützt wird.

 

pfladern, pfosn
Etwas entwenden, das einem nicht gehört. Einfach ausgedrückt: stehlen

 

potschad
Wort für „ungeschickt“. Ein „Potschgoggl“ ist ein potschader Mensch, also ein Elefant im Porzellanladen. Hat aber nichts mit der Körperfülle zu tun.

 

Purzigagele
„Die Buabelen, die Madelen, die machen Purzigagelen…“ Bekannt aus einem Tiroler Kinderlied. Ein Purzigagele ist eine Vorwärtsrolle mit dem ganzen Körper. Kommt von „purzeln“ = fallen, rollen. Aufgrund der notwendigen Gelenkigkeit und den benötigten Übermutes vorwiegend von Kindern gemacht.

 

Radlbeg, Radlbeck
Bezeichnung für Scheibtruhe, ein Gefährt mit einem Rad in der Mitte, das mit Muskelkraft bewegt wird, nützlich für den Transport von Schutt, Erde etc. Sehr praktisch beim Hausbau oder für die Gartenarbeit.

 

Rotzbremsen
Nicht sehr appetitliches Wort für den „Schnauzer“, einen Oberlippenbart. Ich ahne, warum es ihn früher öfters gegeben hat. Bei Schnupfen ersparte man sich so wohl das damals mühsame Waschen von Stofftaschentüchern. Ähm. Entschuldigung. Wer sich bis jetzt noch die 80er-US-Serie „Magnum“ angesehen hat, wird es jetzt wohl endgültig lassen.

 

Schnaggler = Schluckauf
 

Scharmiezl = Papiertüte. Umweltfreundlich, da aus Papier, zum Unterschied zum „Sackl“, eine Tüte. diese kann genauso gut aus Plastik sein. Es lebe der Scharmiezl!
 

schmattig
Wer schmattig ist, hat ohne Zweifel Geld. Viel Geld. Und diese Tatsache zieht gleich Spekulationen mit sich, wie das Geld verdient wurde. Führt im Kommentar daher leicht zum Ausruf „zach“ (Siehe weiter unten)

 

Schmotzgoggl
Äußerst liebevoller Ausdruck für ein zauberhaftes Mädchen. Dieser Ausdruck hat die Wurzeln im Tiroler Brixental.

 

Sektnschlägl
Wer als „Sektnschlägl“ bezeichnet wird, ist ein unfreundlicher Mensch, der mit sich selbst und der Welt unzufrieden ist. „Mulat“ und „sektisch“ bezeichnen das gleiche als Eigenschaftswörter.

 

Springgingerl
Liebevoll für ein lebhaftes Kind, das praktisch nicht stillsitzen kann, sondern am liebsten ständig herumspringt.

 

strawanzen
Viel unterwegs sein, ohne bestimmtes Ziel. Auch „lanschn

tschelwenggat
Was so bezeichnet wird, ist schief. Und zwar ziemlich. Richtig windschief. Verzogen.

wompat
Bezeichnet den Zustand vorwiegend männlicher Mitmenschen, die meist aufgrund überhöhten Bierkonsums einen beträchtlichen Bauchansatz bekommen haben. Ein solcher Bauchumfang wird auch gern als „Ponzn“ bezeichnet, was wörtlich übersetzt „Fass“ bedeutet.

zach
Nicht nur „zäh“ im eigentlichen Sinn, sondern immer dann in Anwendung, wenn der Tiroler  beim „Tratschen“ (auch „Fratscheln“) die tragische Aussagekraft von Sensationsneuigkeiten verstärken will. Sehr beliebt und oft eingesetzt.

zizzalalweis
in kleinen Stücken, langsam voranschreitend.

Zoggla
Jemand, der nicht darauf achtet, ob seine Garderobe sitzt und deshalb oft „schlampert“ (schlampig) daher kommt. Ein Zoggla eben.

Zornpingl
Jähzorniger Geselle, mit dem im Allgemeinen nicht gut Kirschen essen ist. Und schon gar nicht Pferde stehlen.

Wir bedanken uns für die rege Teilnahme zur Erweiterung unseres Wörterbuches und nehmen gerne weitere Wörter (inkl. Erklärung) entgegen.

 

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